Prinzipien Sexualpädagogik


3. Qualitätsstandards der Sexualpädagogik

Pädagogische Standards

  • Sexualerziehung soll dem Alter, der Reife und dem persönlichen Entwicklungsstand der jungen Menschen entsprechen. Daher ist Sexualunterricht für jeden jungen Menschen an der individuellen entwicklungspsychologischen Phase zu orientieren. Der jeweilige Erfahrungshorizont dieser Phase darf nicht überschritten werden.
  • Sexualerziehung nimmt Kinder und Jugendliche als einzigartige Persönlichkeiten ernst und gibt ihnen Raum, um Fragen, Ängste und Erwartungen anzusprechen. Emotionen müssen ausgedrückt, Werte aktiv erarbeitet und hinterfragt werden dürfen.
  • Gute Sexualerziehung arbeitet ganzheitlich. Sie thematisiert neben den körperlichen und psychischen Veränderungen auch die Gefühle, die Aufgabe des Verstandes und die Bedeutung von Entscheidungen, die Gestaltung von Freundschaften und den Einfluss des soziokulturellen Umfelds. Insbesondere geht es um die Befähigung, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.
  • Das natürliche Empfinden von Scham soll respektiert und bei der Auswahl der Unterrichtsinhalte und -materialien berücksichtigt werden. Sexuelle Selbsterfahrung hat thematisch keinen Platz im Sexualkundeunterricht.
  •  Während der Pubertät soll die Möglichkeit geboten werden, Mädchen und Jungen in ihrer geschlechtlichen Identität und in ihrem Selbstwert zu festigen. Deshalb ist bei geschlechtsspezifischen Themen eine reflexive Koedukation, eine Trennung von Jungen und Mädchen, sinnvoll. Erst danach ist koedukativer Unterricht zielführend, weil durch das Verstehen des eigenen Geschlechts eine neue Sichtweise für das andere Geschlecht möglich wird.
  • Bei geschlechtsspezifischen Themen sollten – jedenfalls überwiegend - Jungen von Männern und Mädchen von Frauen unterrichtet bzw. begleitet werden.
  •  Jugendliche brauchen ausreichend Zeit, d. h. ein ihrem Alter entsprechendes kontinuierliches Angebot, um sich entwicklungsgemäß mit den vielfältigen Themen rund um Sexualität auseinanderzusetzen und sich eine begründete Meinung zu bilden.
  • Die Inhalte sollen interaktiv erarbeitet werden. Selbst erworbene Ansichten und durchdachte Entscheidungen haben großen Einfluss auf die individuelle Weiterentwicklung und das persönliche Wachstum.

Ausbildungsstandards

  • Sexualpädagogen brauchen eine interdisziplinäre Ausbildung, die biologische, psy-chologische, ethische, pädagogisch-didaktische und spirituelle Inhalte vermittelt.
  • Die Ausbildung beinhaltet auch biografische Arbeit über die eigene sexuelle Entwicklung. Sexualpädagogen müssen reife Persönlichkeiten sein, die die Erfor-dernisse von Nähe und Distanz richtig einschätzen und beachten sowie einen wertschätzenden und meinungsbildenden Umgang mit den Lernenden pflegen.
  • Mentoring, Supervision und regelmäßige Weiterbildung sichern die Qualität der Arbeit.
  • Sexualpädagogische Konzepte sollen in Zusammenarbeit von Frauen und Männern erarbeitet werden und auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand sein. Dazu muss im Bereich Sexualentwicklung und -pädagogik auch Forschung betrieben werden.
  • Sexualpädagogische Ausbildungen und Konzepte müssen regelmäßig evaluiert werden.